„Kampfplatz Spanien“ 3 – auf dem Weg zur Front – Lérida, Sancho, Durruti, Dum-Dum

Borkenau ist am 12. August 1936 auf dem Weg von Barcelona zur Aragón-Front. (Ein halbes Jahr später wird George Orwell in etwa den gleichen Weg zurücklegen. Und Willy Brandt auch, aber das nur nebenbei.)

Lérida, den Knotenpunkt aller Straßen, die den südlichen Teil der Saragossa-Front [das ist wiederum der westliche Teil der Aragonien-Front, K.B.] versorgen, stellte ich mir als ein Zentrum aller möglichen Aktivitäten vor. Aber davon ist kaum etwas zu bemerken. Dreißig oder vierzig Autos und Lastwagen parken auf der Plaza, und in der Stadt sind einige Milizionäre zu sehen; alle zusammen können nicht mehr als ein paar Hundert sein. Viele von ihnen drängen sich in die Büros des Zivilgouverneurs und reden dort aufgeregt und begeistert von Buenaventura Durutti, dem anarchistischen Führer, und seiner Kolonne; er und seine Männer sind die Volkshelden des katalanischen Krieges, zum Nachteil aller anderen katalanischen Kolonnen. Durutti steht im Ruf, eine Art Racheengel der Armen zu sein. Seine Kolonne ist dafür bekannt, daß sie rücksichtsloser als alle anderen Faschisten, Reiche und Priester in den Dörfern erschießt; und vom Glanz ihres selbstaufopfernden Vormarsches auf Saragossa, ungeachtet schwerer Verluste, spricht die ganze katalanische Miliz. Einige der Wachtposten im Büro des Gouverneurs haben unter ihm gedient. Mit einem naiven Lächeln, das nichts Sadistisches an sich hat, sondern eher eine kindliche Zufriedenheit nach einem lustigen Streich ausdrückt, zeigen sie mir ihre Dum-Dum-Geschosse, die sie aus normalen Patronen durch einen Einschnitt an der Spitze gemacht haben. „Prisionerosssss…..“, sagt mir ein Mann und meint damit, daß für jeden Gefangenen schon eine Patrone bereit ist. Das ist Bürgerkrieg in Spanien. Ich gehe davon aus, daß es im Franco-Lager nicht anders ist. Nur, auf beiden Seiten müssen neutrale Korrespondenten schweigen, wenn sie sich nicht in ernsthafte Schwierigkeiten bringen wollen.

Es ist nicht einfach, an ein Abendessen zu kommen, da die Verpflegung rationiert ist; das ist wirklich das erste Zeichen, daß wir uns der Front nähern.

S. 123 f., Hervorhebung von mir

Ja, „das ist Bürgerkrieg in Spanien“. Und die Journalisten? Ich hoffe, sie haben es heute besser. 😉

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